Mittwoch, 20. September 2023

La Strada

 Als wir uns gestern die heutige Etappe anschauten war sofort klar, dass wird nichts. Es geht, so wie es reinging wieder auf der anderen Seite raus aus  Piacenza. Erst aus dem Stadtgebiet und dann kilometerweit an einer sehr stark befahrenen Strasse entlang. Das hat uns gestern schon viel Kraft und Laune ( Holger🫠) gekostet. 

Ich schaue nach einer Lösung und finde einen Bus, der direkt an den Pilgerweg fährt und uns so schon 5 km an der Straße erspart.

Das es die richtige Entscheidung war, stelle ich kurze Zeit später fest. Wir steigen aus dem Bus und müssen noch gut 3 km an dieser mörderisch lauten Straße ohne Bürgersteig am Fahrbahnrand laufen. Holger steckt mutig und stur seinen Stecken von sich, um die Autofahrer zum Ausweichen zu zwingen. Ich hüpfe öfter in den Straßengraben um sicher zu gehen, dass ich überlebe. 

Wir überqueren die Brücke über die Nure, die auch völlig ausgetrocknet ist und können endlich auf eine kleine Landstraße abbiegen. Ich merke, dass ich fast taub und sehr verspannt bin. Ich lasse die Schultern locker und wir laufen los. Das Asphaltband führt uns nach Pontenure. Auf einer Bank essen wir ein Cornetto crema zum Frühstück. In einen Coopmarkt kaufen wir fürs Picknick ein. An der Käsetheke erklären wir mit Zeigen und wenig Worten, was wir wollen. Genau wieviel wir wollen ist anhand von Messerrücken und auf das Stück zeigen auch einfach. Der Verkäufer macht eine Bemerkung zu seiner Kollegin und ich verstehe, dass er sagt: Die verstehen nichts! Frech! Zum einem haben wir beide das verstanden, zum anderen kann man einfach nett sein. Oder?

Vollgepackt stapfen wir weiter immer an kleinen Teerstraßen entlang. Weit und breit kein Strauch, kein Baum, keine Bank...nur wir in der Sonne und Acker, der schon umgegraben ist oder wo noch Mais steht.

In der Ferne sehen wir die Berge des Appenins und ich wäre so gerne....


Doch unser Weg ist hier und die Sonne meint es gut mit uns. Wir passieren kleine Weiler ohne Kirche, Bar oder Wasser. Das einzige Zeichen für Leben ist das Gebell der Hunde. Ein Schloss am Weg.


Ich fokussiere mich auf kühle Dinge. Der kühle Luftzug, der beim Öffnen des Kühlschranks entweicht, Schwimmzüge im See...Plötzlich fliegen zwei Fasane direkt neben uns im Straßengraben auf und sind mindestens genauso erschrocken wie wir.

Wir passieren einen verlassenen Friedhof ohne Wasser und weiter nur Straße, Asphalt, Hitze. Langsam brauche ich eine Pause. Wir kommen an einem großen Feld vorbei, es leuchtet uns rot an. Tomaten! Schnell pflücke ich vier fürs Picknick.

Es soll noch ein Schloss mit einem Garten und großen Bäumen vor Chero geben. Große Bäume versprechen Schatten, also laufen wir dahin. Das Schloss ist als solches nicht erkennbar und das Tor verschlossen. Also müssen wir weiter. Wir sehen aus der Ferne den Friedhof von Chero und große Bäume davor. Als wir näher kommen, entdecken wir auch eine Bank. Endlich Pause. Auf dem Friedhof gibt es Wasser, aber kein Trinkwasser. Zum Obst abwaschen geht es hoffentlich. 

Endlich Schuhe aus, die Picknickdecke über die Bank ausgebreitet und Pause mit Blick ins Maisfeld.

Gut gestärkt laufen wir weiter. An einem Spielplatz finden wir auch noch frisches Wasser zum trinken und über den Kopf gießen. Kurz danach kommt ein Lüftchen auf und Wolken ziehen herüber. Es läuft sich gleich besser.

Wir queren zwei weitere ausgetrocknete Flüsse und sind erstaunt darüber.

Jetzt kommen wir an riesigen Tomatenfeldern vorbei: mit Tomatenpflanzen, abgeerntete mit vielen liegengebliebenen ( die mich dauern, mein Hausfrauenherz sieht die Tomatensuppe) und auf dem Laster.





In der Ferne beobachten wir die Ernte. Eine Maschine fährt drüber und wirft so, wie ich es von Getreide kenne, die Tomaten ohne Grünzeug auf den nebenher fahrenden Laster. 

Endlich verlassen wir die Teerstraßen und laufen auf staubigen Feldwegen weiter in eine Senke. Hier liegen riesige Steine, um trockenen Fußes  über die Chiavenna zu gelangen. Doch die ist auch fast nicht mehr zu sehen. Ich frage mich, ob diese trockenen Flüsse mit der Bewässerung der Tomatenfelder zu tun haben. Normal ist das doch nicht.



Langsam kommen wir unserem heutigen Ziel näher. Nun wieder über Straßen geht es nach Fiorenzuola d'Arda. Vorbei am Palazzo Grossi gehen wir zum Dom, der von aussen eher bescheiden wirkt. Innen sehr imposant ist, auch wenn er ohne Beleuchtung auskommen muss.



Wir kommen in unserem Hotel trocken an und checken ein. Es gehört zur Kategorie, Hauptsache die Dusche ist heiß. Ein kurzer Schauer kommt, aber für uns nur unter der Dusche.


Abends gehen wir, wie sollte es anders sein, in die nächste Pizzeria zum Essen. Ja, wir essen wieder Pizza. Wir lieben es und essen jedesmal eine andere Kombination oder Variante. Es ist einfach unser Ding nach einem langen Marsch eine crosse, heiße Pizza zu genießen und nach dem Urlaub wird es dauern, ehe wir wieder Pizza in Leipzig essen werden, da wir verwöhnt sind.


Auch hier sind Schirme aufgespannt und gerade machen sie Sinn, denn es nieselt leicht.


Der freundliche Nachbar begegnet uns auf dem Rückweg. 

                   Buona notte!









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