Freitag, 26. März 2021

Es ist was es ist...

Es ist Unsinn

sagt die Vernunft.

Es ist was es ist

sagt die Liebe.

Es ist aussichtslos

sagt die Einsicht.

Es ist was es ist

sagt die Liebe.

Es ist unmöglich

sagt die Erfahrung.

Es ist was es ist

sagt die Liebe.                    Erich Fried

 

 

Kennt ihr dieses Lied? Es ist die Musik der Sendung 37°, welche ihren Spot auf ein Phänomen/Problem der Gesellschaft richtet. Ein Schlaglicht auf das Leben in besonderen Situationen.

Seit einer Woche summe ich dieses Lied ständig vor mich hin, denn die Coronaaussichten sind so bitter.

Mein Zeitfenster ist offen, meine Klamotten packbereit, der Rucksack lüftet, meine Sehnsucht unerklärlich stark und der Lockdown geht nicht zu Ende!!!

Was tun? Vernünftig sein? Einsichtig? Warum? Hat die Erfahrung recht? Wenn ja, ist es noch nicht meine Erfahrung. Vielleicht ist auch gerade, dass die Erfahrung des Weges, dass es diesmal wieder völlig neu ist. Ich mich nicht an den Erfahrungen des 1. Weges orientieren kann. Dass ich in einer ungewissen Zeit an ein bestimmtes Ziel möchte, aber keine Gewissheit habe, ob ich es erreiche. Diesmal liegt der Zweifel nicht an der Kraft, der Ausdauer und des Mutes, sondern an den kuriosen Umstand, dass ein Virus die Welt komplett verändert.

Laufen und nicht wissen, ob sich eine Schlafmöglichkeit findet, ob jemand sich darauf einlässt, mich zu beherbergen.

Laufen und mich auf mich selbst einlassen, die Freiheit genießen und offen sein für alles, was passiert. Was kann passieren? Einen Weg zurück gibt es immer! Aber wenn ich es nicht versuche, bleibt immer die Frage: Hätte es klappen können?

Es ist was es ist sagt die Liebe. Ja, meine Liebe versteht meine Sehnsucht zwar nicht 100%ig, findet langes wandern mit Rucksack eher anstrengend, als inspirierend und würde mich lieber in Leipzig behalten. Aber es ist die Liebe, die mich ziehen lässt und hinter mir steht und dass schon seit 25 Jahren.

Deshalb habe ich entschieden, egal was die nächste Länderrunde festlegt, ich laufe in der letzten Aprilwoche los und versuche mein Glück. Mit Maske, Test wo möglich und er nötig ist und mit viel Optimismus! Der scheint mir gerade überall verloren zu gehen und vielleicht ist mein Vorhaben eine Quelle der Inspiration. Auf jeden Fall wird es definitiv ein anderer Weg, als der nach Santiago de Compostella und somit ein anderes Abenteuer.

                                     "Der Donnerstag der Auferstehung" von Ingeborg Crum (1955-2017)

 

Donnerstag, 18. März 2021

Die Vorbereitungen sollten laufen.

Die Vorbereitung sollte jetzt eigentlich auf Hochtouren laufen, aber die aktuellen Corona- Meldungen lassen mich nicht gut schlafen. Dieses ewige hin und her macht mich sehr nervös. Trotzdem möchte ich an meinem Plan festhalten und versuche mich auf die wesentlichen Sachen zu konzentrieren. Ich beginne mein Knie mehr zu beanspruchen und gehe die ersten Wanderungen über 10 km, dazu fahre ich viel Rad, damit es wieder läuft. Meine letzte „Schmierung“ (Spritze) erhalte ich morgen und dann sollte das Knie generalüberholt sein.

Die letzten Besorgungen der Packliste müssten noch erledigt werden und da ich keine Freundin des Internethandels bin, wollte ich damit bis zur Öffnung der Läden warten. Das neue Clic and Meet ist für mich eigentlich auch nicht ein Einkaufserlebnis, aber in Anbetracht der Lage, werde ich mich wohl um einen Termin bemühen, bevor der Freistaat zurückfährt und alles wieder schließt. Was für eine Zeit!

Mental bin ich schon mehr auf dem Weg als hier, denn ich habe die Wanderführer ein 2. Mal gelesen und die Pilgerpässe sind per Post von den verschiedenen Jakobsgesellschaften angekommen. Was für ein Gefühl! Jetzt sind es nur noch 4,5 oder 6 Wochen, bis zum Start. Ich bete weiterhin, dass die Beherbergungsbetriebe öffnen dürfen und ich nicht im Wald übernachten muss.

Mein Plan ist mein Ablenkungsmittel für Corona! Immer wenn mich die graue Stimmung erreicht oder etwas schief läuft fokussiere ich mich auf den Weg. Meine Tochter Svea hat mir zum letzten Geburtstag einen Bildband über Pilgerwege geschenkt. Sehe ich mir darin das Bild von Assisi an, überwältigt mich der Anblick und eine tiefe Vorfreude überflutet mich. Was für ein gewaltiger Anblick, diese Klosteranlage und die Basilika.

Ich freue mich ganz besonders auf Italien, da es mir noch völlig unbekannt ist. Ich werde es von Norden nach Süden fast komplett durchlaufen und über die Hälfte meiner Pilgerzeit hier verbringen. In ein Land so eintauchen zu können, es sich zu erwandern ist in meinen Augen die schönste Art ein Land kennenzulernen und ein Privileg.

Für die Verständigung habe ich in den letzten Wochen mit Sprachapp versucht die Basics zu erlernen und meinen kleinen Sprachführer, um die mir wichtigen Vokabel erweitert. So hoffe ich, genau wie in Frankreich, gut durchzukommen und jeden Tag einen Satz dazu zulernen. Dann sollte ich in Rom auch schon etwas in Italienisch erzählen können und für zwischendrin kann ich ein bissel in Englisch und Französisch radebrechen oder mit Händen und Füßen gestikulieren. Nur Mut zu meinen Lücken!

 

 


 

Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.

Elisabeth von Arnim

 

 


 [BH1]

 

Dienstag, 9. März 2021

Mein Weg !??!

 

Mein geplanter Weg führt mich diesmal hier entlang:

 

1. Auf die Via Imperii Leipzig bis Nürnberg                                19 Etappen            386 km

 Etappenziele: Rötha- Whyra- Altenburg- Crimmitschau- Zwickau- Reichenbach- Lochbauer- Kürbitz- Hof- Helmbrechts- Marktschorgast- Bayreuth- Creußen- Pegnitz- Stierberg- Gräfenberg- Kalchreuth- Nürnberg

 2. Ein Stück Oberfrankener Jakobsweg Nürnberg- Oettingen  5 Etappen                99 km

Etappenziele: Worzeldorf- Schwabach- Beerbach- Gunzenhausen- Oettingen

 3. Ein Stück Augsburger Jakobsweg Oettingen- Donauwörth   3 Etappen               48 km

Etappenziele: Wemding- Harburg- Donauwörth

 4. Auf die Via Romea Donauwörth- Innsbruck                            10 Etappen           244 km

Etappenziele: Kloster Holzen- Augsburg- Landsberg- Schongau- Rottenbuch- Oberammergau- Garmisch- Partenkirchen,- Scharnitz- Seefeld- Innsbruck

 5. Auf den Abt von Stade- Weg Innsbruck- Padua                       16 Etappen          370 km

Etappenziele: Pfons- Brennerpass- Stilfes- Brixen- Klausen- Lengmoos- Bozen- Kalterer See- Cadino- Trient- Levicosee- Borgo- Primolana- Bassano del Grappa- Camposampiero- Padua

 6. Dann geht es auf den St. Antonio-Weg Padua- Dovadola     14 Etappen         300 km

Etappenziele: Monselice- Rovigo- Polesella- Ferrara- Pegola di Malalbergo- Dastel Maggiore- Bologna- Settefonti- San Martino- Tossignano- Brisighella- Modigliana- Dovadola

 7. Dann den Franziskusweg Dovadola-Assisi                                13 Etappen        300 km

Etappenziele: Marzanella- Premilcuore- Cornilo-Damaldoli- Biforco- La Verna- Caprese Michelangelo- Sansepolcro- Città di Castello- Gubbio- Valfabbrica- Assisi

 8. Zuletzt di Via Di Roma                                                                   12  Etappen       250 km

Etappenziele: Foligno- Settecamini- Spoleto-Macenano- Piediluco- Poggio Bustone- Rieti- Poggio San Lorenzo- Kloster Farfa- Montelibretti – Monterotondo- Rom

 Insgesamt also ca. 82 Etappen mit etwa 2000 km stehen auf meinem Plan. Dazu kommen noch ca. 10 Pausentage, damit ich meine Achillessehnen nicht überstrapaziere.Allerdings sind die wirklichen Etappen erfahrungsgemäß von verschiedenen Einflüssen abhängig. So war meine erste Pilgertour mit ca. 3000 km geplant und gelaufen bin ich 3510 km. Da ich Umwege in Kauf nahm, um ruhigere Wege zu genießen, Städte besichtigt habe und mich auch recht häufig verlaufen habe. Ich bin nach wie vor der analoge Typ und ohne GPS unterwegs. Für die Technik bin ich zu unbedarft und ungeduldig. Dazu kommen noch persönliche Tageskondition, Wehwehchen, Wetter und die Frage nach einer preiswerten Unterkunft. Gerade letztere wird auf diesen Wegen spannend, denn es gibt kein so gut ausgebautes Pilgerunterkünfte- Netz wie in Spanien. Da mein Budget begrenzt ist, muss ich mir hier sicher ab und an etwas einfallen lassen oder mit meiner Geschichte punkten. 

Dazu kommt, dass immer noch kein Ende des Beherbergungsverbotes in Deutschland beschlossen wurde. Das wird wahrscheinlich die größte Herausforderung auf meinen Pilgerweg! Ein Hinderungsgrund los zu gehen ist das für mich nicht, denn mit Gottvertrauen und ein bissel Glück hoffe ich immer etwas zu finden.

Die immer noch aktuell angespannte Situation in Tirol und Italien lässt mich allerdings an dieser Route etwas zweifeln. So habe ich schon nach Alternativen auf dem Pilgerwegenetz geschaut und werde mich in Nürnberg entscheiden müssen, ob meine Planung aufgeht und ich durch Österreich komme. Sollte es nicht möglich sein, wäre die Alternative zum Bodensee zu laufen, um dann die Schweiz (die ja offen ist) zu durchqueren und über die Via Francigena von Lausanne nach Rom (mit Umweg nach Assisi) zu laufen.Ist Österreich offen, aber Tirol noch geschlossen, wäre es eine Möglichkeit, den österreichischen Jakobsweg von Innsbruck nach Einsiedeln und dann auch durch die Schweiz zu pilgern. Frei nach dem Motto: Alle Wege führen nach Rom, werde ich die Route unterwegs bestimmen.

Man kann sich wohl den Weg wählen, aber nicht die Menschen, denen man begegnet. Arthur Schnitzler