Dienstag, 23. Februar 2021

Was blieb? Was hat sich verändert?



 

Diese Fragen werden mir immer wieder gestellt, wenn ich von meinen Erlebnissen erzähle. Dies mache ich immer noch mit Freude und Begeisterung, denn oft blitzen Situationen im Leben auf, die die Erinnerungen wachhalten und wo ich merke, wie mich der Weg beeinflusst. Schaue ich die danach entstanden Fotobücher an oder lese ich in meinem Tagebuch (https://www.bod.de/buchshop/jakobsmuscheln-a-la-bruni-bruni-hubert-9783751983860) weckt dies sofort die vielen keinen Erinnerungen und bezaubernden Momente. Ein Kaleidoskop der Eindrücke und Gefühle kommt wieder und lässt mich schmunzeln oder ein Tränchen verdrücken.

Ich bin nach wie vor dankbar  für mein kleines, schönes, beschauliches Leben in Frieden und Freiheit. Ich stelle jeden Tag mit Demut fest, wie gut es mir geht und bei all den Unbill, den das Leben bereithält, findet sich immer eine Möglichkeit etwas Positives zu sehen.

Ich denke, diese Fähigkeit umzudenken, sich in Frage zu stellen, Blickwinkel bzw. Perspektiven zu wandeln und Lösungen zu finden, hat mich der Camino gelehrt. Sich selbst als Teil einer Gemeinschaft zu erfahren und zu teilen ist eine weitere verbindende Erfahrung. Ich brauche nach wie vor nicht viel, um glücklich zu sein. Einen Sonnenstrahl, einen Wandertag, ein Lächeln… das macht die Tage, gerade jetzt, hell und schön.

Mein Urvertrauen, dass der Mensch gut ist, ist auf dieser Wanderung bestätigt wurden und ich vertraue weiter darauf. Die Erfahrung, dass meine Familie mich voller Vertrauen auf dem Weg begleitet hat und auch meine Träume unterstützt ist ein wahres Geschenk.

Von den vielen Begegnungen mit den Menschen auf und am Weg habe ich einige nicht aus den Augen verloren. Aus Begegnung wurde Bekanntschaft und aus einigen Bekanntschaften wurden Freundschaften. Ich freue mich am Glück derer, die auf dem Weg Probleme in Lösungen verwandelten. Die mich Anteil nehmen lassen, am dem was gerade in ihrem Leben passiert und mir ab und an eine Nachricht schicken.

Zutiefst traurig hat mich der Tod von Ingeborg gemacht, mit der ich einen regen Austausch pflegte, die ich bewunderte und die für mich eine der starken Frauen am Weg war. Diese Stärke zeigte sie auch bei unserem letzten Telefongespräch, als sie mich tröstete, weil ich ihren kommenden Tod nicht akzeptieren wollte. Ihr Gottvertrauen und ihre Gewissheit, dass alles einen Grund hat, wird mich immer begleiten und sie lebt in meinem Herzen weiter.

Seit meiner Pilgerwanderung ist die tägliche Bewegung im Freien mir zur Natur geworden. Nach dem Motto.“ Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, bin ich immer unterwegs. Hier in Leipzig hat es mir der Auwald mit seinen uralten Bäumen angetan. Mein Auge nimmt die Veränderungen wahr und freut sich am Lauf der Jahreszeiten.

Mein „grünes“ Herz beschäftigt sich noch mehr mit Umweltschutz und ich bin der Überzeugung, dass JEDER mir kleinen Schritten etwas erreichen kann. Plastikvermeidung, Einwegverpackungen sind in vielen Situationen nur eine Frage der Bequemlichkeit. Oder der verlorenen Kultur? So frage ich mich immer, warum Menschen Kaffee im Laufen trinken müssen. Es ist doch viel genüsslicher diesen  an einem schönen Platze, egal ob im Kaffee oder zu Hause zu trinken. Bin ich unterwegs, so ist der abspülbare To-Go-Becher in meiner Tasche.

Genauso betrachtet, gibt es viele Alternativen im täglichen Leben, die Müll vermeiden und nur eine kleine Umstellung des Denkens verlangen. Egal, was die Politik macht oder verpasst, die Masse der Verbraucher ist eine gewaltige Kraft, die meiner Überzeugung nach Veränderungen möglich macht.

Wegen dieser Gedanken habe ich mich 2016 entschlossen Vegetarierin zu werde. Ich muss sagen, es bekommt mir wunderbar. (Obwohl ich noch manchmal genüsslich an Leberkäs- Brötchen im Urlaub denke.)

 Ich habe erkannt, dass es auf dem Pilgerweg nicht zuallererst darum geht, Neues zu finden, sondern Altes hinter sich zu lassen. Ansprüche zu hinterfragen, alte Verletzungen zu verzeihen, Gedanken neu denken, Zweifel ausräumen und Ängste zu überwinden.

Ich staune selbst wieviel geblieben ist und freue mich auf ein neues Abenteuer. Auf den Weg, die Natur und besonders auf die Begegnungen mit den Menschen in drei verschiedenen Ländern.

        

Viel wandern, macht bewandert. Otto Kimmig

Dienstag, 16. Februar 2021

Es geht wieder los…

Es geht wieder los…

Im Sommer 2015 erfüllte ich mir meinen Traum einer Pilgerwanderung an das Ende der Welt.

So ziemlich in der Mitte meiner Reise begegnete ich in Frankreich Jean- Pierre, der eine Pilgerherberge betreute. Damals fragte er, was mein Ziel nach Santiago wäre, denn er war der Überzeugung, dass: „Nach dem Camino, ist vor dem Camino“ bedeutet und wer einmal Pilger ist, der bleibt immer ein Pilger. Zu diesem Zeitpunkt war für mich noch die Einmaligkeit vollkommen sicher. Ich bewunderte seinen Lebensstil, der sich aus Pilgern, Vorträgen und der Betreuung von Herbergen nährte. Er war Pensionär, alleinlebend und hatte sich in diesem Radius das Leben eingerichtet.

Umso näher ich Santiago kam, am Kilometer 0 am Kap Finisterre und spätestens auf dem Rückflug nach Deutschland wurde mir klar, dass ich diese Abenteuer noch einmal erleben möchte.

Mein Mann hat diesen Wunsch recht schnell nachgegeben und somit konnte ich mir ein neues Ziel setzen. Schnell war mir klar, dass es eine neue, heilige Stadt werden soll:

                                                              R O M

Träume beflügeln das Leben.

So vergingen die letzten Jahre wie im Flug und die Planung nahm Gestalt an. Im 1. Plan war der Sommer 2019 anvisiert und ich organsierte meine Arbeit als Tagesmutter so, dass ich wieder im Juli starten könnte. Aber leider machten mir meine Achillessehnen einen Strich durch die Rechnung und eine OP war unvermeidlich. Im Jahr 2020 kam Corona und brachte das Leben auf der ganzen Welt durcheinander. Dazu kam unser sehr kurzfristige Umzug nach Leipzig, da Holger ein neues Amt übernahm. Das war eine sehr spannende Erfahrung. Innerhalb von 6 Wochen im Lockdown eine neue Bleibe im Internet zu finden, diese zu besichtigen, sich sofort entscheiden und 4 Wochen später mit Sack und Pack einzuziehen. Wir haben es zusammen geschafft! Nun haben wir uns eingelebt, noch keine neuen Kontakte gefunden, denn Corona ist immer noch lebensbestimmend. Aber ich träume…

Dieser Umzug bedeutete für mich auch eine Neuorientierung meines Rom- Planes. Zum einem brauchte ich ein neues Zeitfenster und zum anderen einen neuen Weg, denn ich möchte wieder von der Haustür loslaufen und mich Schritt für Schritt in den „Pilgermodus“ begeben.

Zuerst habe ich mich hier in Leipzig ein bisschen eingelebt und bin begeistert durch diese junge, quirlige, architektonisch überbordende Stadt gelaufen.  Mein neues „Hausfrauenleben“ hat mir einen wunderbar- leichten Sommer ermöglicht und im September dieses Jahrs werde ich wieder als Tagesmutter arbeiten.

Aber davor geht es Ostern auf nach Rom!

HOFFENTLICH, denn unser MP hat sich ja gestern schon aus dem Fenster gelehnt und gemeint: " Osterurlaub in diesem Jahr sei in Deutschland noch nicht möglich". Ich kann es nicht glauben. Ich hatte nicht nur für mich, sondernn auch für die Gastronomie gehofft, denn irgendwann muss es doch mal wieder möglich sein, dass sie ihr Geld verdienen können. Kein Weihnachten in Familie, kein Ostern in Gemeinschaft....Also beten und hoffen.

Allerdings hat mir mein Töchterlein einen Plan C eröffnet. In der Schweiz gibt es kein Beherbergungsverbot, dafür aber auch mehere Pilgerwege, sogar nach Rom. Es bleibt also spannend bis zum Start!