Dienstag, 19. September 2023

Pilgern in Gruppe

 Auch hier läuten die Glocken 7 Uhr eine hübsche Melodie und wir stehen auf. Kaffeeduft zieht nach oben, denn Velia hat schon die Espressomaschine auf dem Herd stehen.

Unser italienisches Frühstück besteht heute aus Espresso und ein wenig Obst. Nachdem wir gepackt haben verabschieden wir uns von Graziella und laufen gemeinsam mit Velia los. Am Schloss vorbei geht es aus dem Ort.

Der Morgen ist noch frisch und das erste Mal ist schon der Herbst zu spüren. Leichte Nebel wabern über den Feldern.



In Corte S. Andrea laufen wir an den Fluss Po und warten auf den Fährmann Danielo Parisi. Am Anlegeplatz kommen zwei Schweizer mit Rad an und wir unterhalten uns. Sie machen große Radtouren mit Zelt, Laptop und allen drum und dran und arbeiten vom Zelt aus. Sie erzählen, wo sie schon überall waren und dass sie nur im Winter zu Hause sind.  Sie sind auf den Rückweg in die Schweiz.

                  Der Solgan der Schweizer.

                 Tor nach Corte S. Andrea



Ein  weiterer Pilger kommt an. Jürgen ist aus Deutschland vor über 20 Jahren ausgewandert und lebt auch in der Schweiz. Er warte, wie wir, auf den Fährmann.  Wir sind gespannt, wann er kommt, denn jeder hat eine andere Zeit bekommen. Wir 9 Uhr, Jürgen 10 Uhr und Velia 10.30 Uhr.  Da kommt Danielo auch tatsächlich und fährt uns, so wie die Pilger vor 2000 Jahren, ein Stück den Po hinunter. 




Am Ufer von Soprarvivo legen wir an. Dort bekommen wir von Danielo an einer Säule den historischen Abriss leidenschaftlich auf italienisch erklärt.

In der Säule ist ein alter Stein mit einem Fußabdruck eines Pilgers und dem Fisch als christliches Zeichen eingemauert.

Am Haus von Danielo erhalten wir den Pilgerstempel, bezahlen die Fährfahrt und dürfen uns in das " goldene Buch der Fährfahrt" eintragen. Dieses Jahr hat er schon über 750 Pilger übergeholt. Danach noch ein Foto  und eine herzliche Verabschiedung. 





Danach laufen wir zu viert weiter. Es geht bald auf Teerstraßen in den eigentlichen Ort Calendasco.  In der Bar trinken wir etwas und essen ein Cornetto.

Auf dem Dorfplatz steht eine große Kirche mit einem sehr schönen Altarbild.


                   Die Tür hält.

Durch den Ort fahren mehrere große Laster voller loser Tomaten. Irgendwo muss es eine Ketchupfabrik geben. Die untersten verarbeiten sich wahrscheinlich schon von alleine.

Die Via Francigena verläuft heute nur auf oder neben der Straße und zum Glück lenken die Gespräche mit Velia ab. Jürgen läuft langsamer und so verabschieden wir uns von ihm. Bei 30° C ist es zu anstrengend langsam zu laufen.

Es geht durch kleine Ortschaften und bald erreichen wir Malpaga, wo wir über die Ponte Trebbia, neben dem Fernverkehr einherlaufen. Der Fluss ist komplett ausgetrocknet und nur das Flussbett zeigt uns, wie breit er sein müsste.


Nun müssen wir 5 km an dieser Straße in der Hitze bis Piacenza laufen. Holger murrt und meint, dass könnte nicht der Weg sein. Doch er ist es. Erst an einer riesigen, verlotterten Kaserne vorbei, dann an diversen Autohäusern, Einkaufsläden...bis zum Zentrum. 


In der Stadt laufen wir zur Touristeninformation, holen uns den Stempel und den Stadtplan ab und verabschieden uns von Velia. Wir laufen zu unserem Appartement und machen uns frisch.


          Locale...Stadtpolizei 🤣



Abends schauen wir uns Piacenza etwas näher an und auch hier gibt es viel zu viele Kirchen, 
sodass sie teilweise auch umgewidmet wurden.

Zuerst schauen wir in die Chiesa di San Giovanni in Canale an.



Danach werfen wir einen Blick in die Galleria d' Arte Moderna Ricci Oddi, eine zur Kunstgallerie umgewidmete Kirche, die leider schon geschlossen hat.

In der Innenstadt sind überall bunte Schirme aufgespannt und zeigen den Weg in die City.


Eine schön renovierte Schule liegt am Weg...

...zur Basilika di Sant' Antonino, welche auch einen sehr schönen Kreuzgang hat. 




Schon stehen wir vor dem Dom, der durch seine schiere Größe, seine wunderbaren Fresken und der hohen Krypta beeindruckt. 






Inzwischen geht die Sonne langsam unter und der Hunger lässt uns nach etwas zu Essen suchen. 




Dienstags haben hier viele Restaurants geschlossen und so sitzen wir mal wieder vor dem Dom und essen heute " Pinse", ein Teig aus verschiedenen Mehlen, weniger Tomatensauce als bei Pizza, aber ansonsten genauso verschiedenen belegt. Sehr lecker!


Unser Stadtwalk hat uns auch nochmal 7 km bewegt, genug für heute. 

Übrigens an unserem Klingelschild steht Bach und nebenan wohnt Beethoven.😇




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