Montag, 26. April 2021

Die Hoffnung stirbt zuletzt

 

Seit Mittwoch letzter Woche ist die Prio 3 am Impfstart. Da meine Hausärztin noch bei den Ü 70 ist, habe ich da keine Chance einen Termin zu bekommen. Also habe ich mir am Montag eine Bescheinigung abgeholt und Holger hat mein Glück beim Impfportal versucht. Am Freitag schaffte er die Registrierung. Der 1. Schritt in die richtige Richtung ist geschafft. Einen Impftermin gab es aber in dem Link für Leipzig nicht, obwohl im Internet Termine verfügbar sind. Verstehe wer das kann. Ich soll es in ein paar Tagen wieder versuchen. Ich habe das Gefühl, mir läuft die Zeit davon!

Inzwischen wurde auch die Möglichkeit eröffnet, dass sich alle Impfwilligen über 40 mit Astra Zenica impfen lassen können. Hurra, nun kann Holger auch, allerdings fehlen die freien Termine!

Von einer befreundeten Ärztin erfuhr ich, dass sie am Samstag eine Impfaktion in der alten Heimat startet. Was für ein Lichtblick! Also fuhren wir am Samstag dahin und haben unsere 1. Impfung mit Astra Zenica erhalten. Tourismus ist kaum möglich, aber der Impftourismus ist eine Neuerscheinung.

 

Ein zweites Glückserlebnis hatte ich am Freitag auf dem Rückweg vom Einkaufen in der Nähe vom Bahnhof. Aus der Ferne sah ich einen Rucksackträger mit Muschel an der Ampel stehen. Ich fuhr ran und fragte, ob er tatsächlich auf dem Pilgerweg ist. Der junge Mann antwortete mit einem ja und so entspann sich schnell ein nettes Gespräch. Lukas, so heißt der Junge, ist in Berlin losgelaufen und nun möchte er weiter bis nach Santiago de Compostela und hat dafür 6 Monate eingeplant. Die Frage der Übernachtung klärt er mit Zelt und ist optimistisch hier und da ein Obdach zu finden. Sein Plan ist über die Schweiz nach Frankreich und dann Spanien zu laufen. Er hofft, genau wie ich, dass die Grenzen ab Juni ohne Quarantäne passierbar sind. Ich wünsche ihm viel Glück und einen guten Weg und verabschiede mich von ihm. 

Seit diesem Erlebnis habe ich ein Glücksgefühl in mir und bin optimistisch, dass ich im Mai starten werde. Ich hoffe der 9. Mai führt zu Lockerungen, auch wenn es im Moment gerade anders aussieht. Ich will los und liege in den Startlöchern, nur die Übernachtungsfrage lässt mich noch zögern.

Also es bleibt spannend.

 


Mittwoch, 14. April 2021

Schlaflose Nächte

 

 

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Diese Zeilen aus dem Gedicht von Heinrich Heine musste ich als Schülerin interpretieren.

Jetzt liege ich häufig abends im Bett und kann mein Gedankenkarusell rund um Corona nicht stoppen. Jeder Gedanke führt zu einem Neuen und obwohl ich rechtschaffend müde bin, kann ich nicht einschlafen und denke über Lösungsstrategien bis weit nach Mitternacht nach. Irgendwann falle ich dann in einen alptraumgeplagten Schlaf und bin nach ein paar Stunden wieder wach. Ein neuer Tag beginnt und was bringt er im Moment? Immer wieder neue Corona- Hiobsbotschaften!

Meine Gefühle fahren Achterbahn. Es gibt keine neue Länderkonferenz, dafür feilt die Bundesregierung an einem neuen Infektionsschutzgesetz, was eine Vereinheitlichung der Maßnahmen im ganzen Land möglich machen soll. Soweit mir bekannt ist, hat keine Kommune die Maßnahmen verschärft, als die 7-Tage- Inzidenz über 100 Neuinfektionen lag. Jeder machte was er wollte und obwohl Sachsen die strengsten Bestimmungen hat, steigen die Zahlen weit und breit. Leipzig lag lange unter der 100, doch seit einer Woche steigen die Zahlen drastisch an. Letztes Wochenende über 340 Neuinfektionen. Ein Alptraum!

Nun wird die alte Coronaschutz- Verordnung bis zum 9. Mai !!! verlängert.  

Ich bin traurig, genervt und ungeduldig. Was soll ich tun? Rom ruft mich in Gedanken und in meinen Tagträumen.  

Meine Zulassung ist auch noch nicht abgeschlossen (Ich möchte in Leipzig wieder als Tagesmutter arbeiten.) und auf den August verschoben. Doch wenn ich später starte, werde ich das nicht schaffen. Wie immer in solchen Situationen spült mir mein Unterbewusstsein eine Melodie ins Gehirn, aus dem sich nur der Satzfetzen „verpasste Chancen“ herauskristallisiert. Es ist eine Frauenstimme, aber ich komme weder auf den Namen noch auf weitere Textstücke. (Ulla Meinecke? Ina Müller? Anne Haigis?)      So manifestiert sich dieser Fetzen in meinem Kopf und hallt als Echo wider. Jeder hasst sie, diese verpassten Chancen, diese quälenden Fragen nach dem „hätte“, „wäre“ oder „wenn“. Habe ich eine 2. Chance? Oder ist verpasst verpasst? 

Diese Fragen quälen mich und als ich dies Holger erzählte, beruhigte er mich auf die typische Holger- Art: Dann gehst du eben später los und kommst später wieder und irgendwann fängst du dann an zu arbeiten. Uns geht es gut, wir sind glücklich und noch sind wir ja nicht pleite. Was für eine Aussage. Was für ein Glück habe ich mit diesem großzügigen und toleranten Mann, der meinen Pilgervirus nicht teilt, aber voll unterstützt.  Das ist doch der blanke Wahnsinn! Nun bin ich ruhiger, die Ungeduld bleibt, aber ich kann mir die Zahlen und die Situation in  zwei Wochen in Ruhe anschauen und dann entscheiden, was geht.