Mittwoch, 14. April 2021

Schlaflose Nächte

 

 

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Diese Zeilen aus dem Gedicht von Heinrich Heine musste ich als Schülerin interpretieren.

Jetzt liege ich häufig abends im Bett und kann mein Gedankenkarusell rund um Corona nicht stoppen. Jeder Gedanke führt zu einem Neuen und obwohl ich rechtschaffend müde bin, kann ich nicht einschlafen und denke über Lösungsstrategien bis weit nach Mitternacht nach. Irgendwann falle ich dann in einen alptraumgeplagten Schlaf und bin nach ein paar Stunden wieder wach. Ein neuer Tag beginnt und was bringt er im Moment? Immer wieder neue Corona- Hiobsbotschaften!

Meine Gefühle fahren Achterbahn. Es gibt keine neue Länderkonferenz, dafür feilt die Bundesregierung an einem neuen Infektionsschutzgesetz, was eine Vereinheitlichung der Maßnahmen im ganzen Land möglich machen soll. Soweit mir bekannt ist, hat keine Kommune die Maßnahmen verschärft, als die 7-Tage- Inzidenz über 100 Neuinfektionen lag. Jeder machte was er wollte und obwohl Sachsen die strengsten Bestimmungen hat, steigen die Zahlen weit und breit. Leipzig lag lange unter der 100, doch seit einer Woche steigen die Zahlen drastisch an. Letztes Wochenende über 340 Neuinfektionen. Ein Alptraum!

Nun wird die alte Coronaschutz- Verordnung bis zum 9. Mai !!! verlängert.  

Ich bin traurig, genervt und ungeduldig. Was soll ich tun? Rom ruft mich in Gedanken und in meinen Tagträumen.  

Meine Zulassung ist auch noch nicht abgeschlossen (Ich möchte in Leipzig wieder als Tagesmutter arbeiten.) und auf den August verschoben. Doch wenn ich später starte, werde ich das nicht schaffen. Wie immer in solchen Situationen spült mir mein Unterbewusstsein eine Melodie ins Gehirn, aus dem sich nur der Satzfetzen „verpasste Chancen“ herauskristallisiert. Es ist eine Frauenstimme, aber ich komme weder auf den Namen noch auf weitere Textstücke. (Ulla Meinecke? Ina Müller? Anne Haigis?)      So manifestiert sich dieser Fetzen in meinem Kopf und hallt als Echo wider. Jeder hasst sie, diese verpassten Chancen, diese quälenden Fragen nach dem „hätte“, „wäre“ oder „wenn“. Habe ich eine 2. Chance? Oder ist verpasst verpasst? 

Diese Fragen quälen mich und als ich dies Holger erzählte, beruhigte er mich auf die typische Holger- Art: Dann gehst du eben später los und kommst später wieder und irgendwann fängst du dann an zu arbeiten. Uns geht es gut, wir sind glücklich und noch sind wir ja nicht pleite. Was für eine Aussage. Was für ein Glück habe ich mit diesem großzügigen und toleranten Mann, der meinen Pilgervirus nicht teilt, aber voll unterstützt.  Das ist doch der blanke Wahnsinn! Nun bin ich ruhiger, die Ungeduld bleibt, aber ich kann mir die Zahlen und die Situation in  zwei Wochen in Ruhe anschauen und dann entscheiden, was geht.

 




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