Morgens koche ich uns aus den großzügig hingestellten 2 Espressokapseln ( 186€ hat das Appartement für 2 Tage gekostet) einen Espresso. Nachdem wir unser Appartement vorschriftsmäßig aufgeräumt haben, geht es los. Nachts hat es etwas geregnet, der Himmel ist noch grau, aber das Thermometer zeigt bereits 24°C an.
Auf dem Weg aus Pavia kaufen wir uns drei Teilchen fürs Frühstück und staunen wieviele Bars auf knapp drei Kilometer geöffnet haben können.
In der San Lazzaro- Kirche halten wir inne und schicken unsere Gedanken nach oben.
Bis San Leonardo laufen wir auf kleinen Landstraßen durch Felder. Am Ortsanfang steht ein Schild, dass es eine Alternativroute weg von der Straße gibt, die durch einen Wald geht. Das klingt perfekt für uns.
Auf einem Spielplatz im Schatten der Bäume setzen wir uns zum Frühstück auf eine Bank. Dort werden wir von Moskitos aufgefressen, sodass wir permanent um uns schlagen und trotzdem erwischen uns die kleinen Vampire.
Deshalb laufen wir einem schnellen Frühstück weiter. Wir nehmen die angekündogte Alternstive welche über Vaccarizza führt. Am Ortsausgang steht an einem Zaun ein Tisch mit frischen Getränken und Keksen gegen Donnativo. Welch nette Geste, aber wir haben heute unseren Rucksack im Supermarkt aufgefüllt. Nun laufen wir in den kleinen Wald hinein. Leider fehlt dann die Markierung und so laufen wir mal ein bisschen falsch, weil ich eine Linie als Weg gedeutet habe, die aber keiner ist. Irgendwann lerne ich es noch.
Ich genieße den leichten Schritt, lasse die Gedanken frei und freue mich an der Symmetrie des angelegten Waldes. Die Blickachsen lassen vor meinem Auge den Pflanzplan entstehen.
In San Giacomo kommen wir wieder auf die alte Route und laufen auf Teersträßchen. Ab und an schafft es die Sonne durch die Wolken und dann ist es wieder heiß.
Wir kommen nach Santa Margherita zu einer Pilgerpausenbank. Sie ist professionell errichtet und hat neben Sitzbank und Wasserbrunnen auch eine Ladestation fürs Handy. Wie cool ist dass denn? Das sehe ich zum allerersten Mal.
Heute kommen wir an einer Reisfabrik vorbei und am Tor ist ein Schild vom Werksverkauf. Mein Schnäppchenjäger verzichtet aber darauf ( 10kg Reis im Rucksack ist nicht witzig😉).
So gelangen wir nach Beligioioso. Am Ortsanfang steht ein großes, ziemlich marodes und umgepflegtes Gebäude. Am Tor sehen wir, dass es das örtliche Krankenhaus ist. Holgers einziger Kommentar: Wenn es so hier draußen aussieht, möchte ich nicht wissen, wie es drin zugeht!
Beim Vorbeilaufen sehe ich kaputte Lamellen vor den dreckigen Fenstern und freue mich einfach, dass es uns gut geht.
Eigentlich wäre hier heute die Etappe zu Ende, aber es gibt nur zwei Betten in einer Herberge ( die auf meine Mail nicht reagiert hat) und kein Hotel. Zwölf Kilometer weiter ist die nächste Herberge (Hotel ist hier auch nicht), wo es 22 Schlafplätze gibt. Allerdings Klappbetten und Isomatten. Das ist der absolute Horror für Holger und ich brauche es auch nicht.
Deshalb machen wir es, wie die Kängeruhs. Wir springen einfach weiter.
Quer durch die Stadt, vorbei an einem großen Castello...
...laufen wir zum Bahnhof. Unterwegs gibt es das erste Eis des Urlaubs auf die Hand. Inzwischen zeigt das Thermometer 29°C.
Der Bahnhof erweckt nicht den Eindruck, dass hier noch Züge fahren. Doch pünktlich wird die Schranke geschlossen und der Zug angekündigt.
Der Wartesaal ist tatsächlich noch geöffnet!
Im Zug kommt kein Schaffner und so fahren wir kostenfrei ( Trainline- Buchung war in diesem Moment vor der Abfahrt nicht mehr möglich).
In Lambrina steigen wir aus und laufen nun die letzten 4 Kilometer bis zur Pilgerherberge in Orio Litta. Mindestkilometer müssen sein, auch wenn Holger gern weiter gefahren wäre.
Auf dem Weg nach Orio Litta wird der Weg mit Marmorzeichen ausgewiesen, was sehr beeindruckend ist.
An einer Pilgersäule biegt der Weg ab und wir sehen den Ort.
Der Weg führt direkt zur Kirche, die saniert wird und nicht betreten werden darf.
Dann finden wir die Pilgerherberge und sind begeistert. An der Tür steht eine Telefonnummer die wir anrufen und zwei Minuten später schließt uns Graziella die Herberge auf.
Die Herberge ist der Hammer! Die schönste und am besten ausgestatte Herberge des Weges. Nicht nur das die Bettstellen liebevoll hergerichtet sind, es gibt eine Küche mit Nudeln, Kaffee, Obst, Wasser....einen größeren Schlafsaal und zwei 2- Bett- Etagen im Turm. Mit einem Fahrstuhl geht es in den Keller, wo große moderne Duschen untergebracht sind. Eine Waschmaschine mit Waschmittel, Wäscheständer und Klammern machen es perfekt. Die Übernachtung kostet 15€/ Person und für die Handtücher und Waschmaschinenbenutzung wird um eine Donnativo gebeten. Was für eine pilgerfreundliche Kommune!!!
Wir kochen uns Kaffee und essen Kekse, bevor wir zur Routine übergehen.
Abends kommt noch die Italienerin, der wir schon mehrfach begegnet sind. Sie ist wirklich heute die über 40 Kilometer gelaufen. Ich bewundere ihre eiserne Stärke!
Velia heißt die taffe Frau, die nach Rom nach Hause läuft! Sie verrät uns, dass sie 55 Jahre ist.
Uns reichen unsere knappen 24 km. Schließlich haben wir Urlaub.
Abends koche ich in der Herberge Nudeln mit Tomatensauce, denn die Restaurants haben heute geschlossen. Holger verfeinert noch mit Thunfisch. Holger wäscht ab, dass ist Arbeitsteilung. Lustig ist das Pilgerleben.
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