Freitag, 30. Juli 2021

Urlaub vom Pilgern

 Wir Pilgern nun seit vier Tagen gemeinsam und seit Holger da ist, ist es sonnig und heiß. Wenn Engel reisen... Die Füße sind momentan blasenfrei und auch längere Asphaltphasen überstehen wir mit stoischer Gelassenheit. Der Blick in die Bergwelten entschädigt für alles. Meinen Rausch darüber habe ich schon oft beschrieben, deshalb lasse ich einfach die Bilder sprechen.














Die Tage mit Holger sind so ganz anders, als die bisherigen Pilgertage. Es ist so, wie ich es schon erlebt habe, dass die Wahrnehmung von einem oder zwei Pilgern eine völlig andere ist. Zu zweit ist man in einer " Blase", im eigenen Pilgerkosmos und dadurch ergeben sich kaum spontane Gespräche. Wenn ich allein auf einer Bank sitze oder um Wasser bitte werde ich oft in ein Gespräch verwickelt. 

Die Gelassenheit, die ich bei der Unterkunftssuche habe, fehlt Holger komplett. Er ist immer am Vorrausdenken, planen, organisieren ...und wird nervös, wenn er nicht weiß wo er heute abend oder morgen abend schläft. Dass führt dazu, dass er jeden Tag irgendwo ein Hotelzimmer bucht, um Sicherheit zu haben. Für mich ist das anstrengend, weil ich gern auch etwas dem Zufall überlassen würde bzw. etwas Spontanität genieße. Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass ein Doppelzimmer selbst im Sternehotel im Verhältnis günstiger ist, als jedes Einzelzimmer im extrem teuren Südtirol. Von daher habe ich beschlossen "Urlaub vom Pilgern" im klassischen Sinne zu nehmen und dieses Luxuspilgern ( gerade liege ich am Pool mit Blick in die Berge) zu genießen. Holger sagt sich flott: Sch...drauf, das Leben ist zu schön, um zu sparen und schließlich hat er Urlaub.

Auch beim Unterwegs sein ist es ein anderes Gefühl. Wir reden und schweigen miteinander,  aber diese Momente die Seele baumeln zulassen, indem ich mich einfach unter einen Baum setze und in die Ferne schaue, die sind Holger zu langweilig ( außer auf dem Berg mit einem kühlen Hefeweizen). Pausen sind ihm nicht so wichtig, wie das Ankommen. Ich fühle mich ein bissel getrieben, doch möchte ich ihn nicht missen. Es gibt für alles seine Zeit. Jetzt spule ich einfach in einen anderen Modus um! Ich genieße es Hand in Hand mit ihm durch Brixen zu bummeln, ein Glas Wein zu trinken, beim Frühstück und jedem anderen Essen nicht allein zu sein, hinter ihm zu laufen und alles auch mit seinen Augen zu sehen. Es ist eine für mich kostbare Zeit und wenn er wieder nach Hause muss, kann ich es langsamer angehen.

Der Übergang vom deutschen in den italienischen Sprachraum merken wir bisher noch nicht, denn hier spricht noch jeder deutsch. Wir lesen die zweisprachigen Schilder laut, um ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln. Das wird für mich die größte Herausforderung,  wenn ich allein durch Italien wandere. Keine Fremdsprache beherrsche ich richtig, mein Mut falsches zu sagen, Sprachfragmente, Hände, Füße und ein fröhliches Lachen sind meine Mittel zur Verständigung. Es wird schon klappen.












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