Samstag, 9. September 2023

Bei 32 über 30 ???

 Heute morgen kommen wir tatsächlich kurz nach 7Uhr aus dem Bett. In unseren Hotel gibt es kein Frühstück und so stehen wir schon 7.30Uhr auf der Straße. 

Wir sind beide keine FRÜHstücker, deshalb ignorieren wir die ca. 15 offenen Bars und Bäckereien und laufen einfach los.

Über die Ponte Romano verläuft die Via Francigena bergauf an einer hohen, langen Mauer entlang. In der Sonne sehe ich etwas auf der Mauerkante blitzen und traue meinen Augen nicht. Oben sind jede Menge Glasscherben einbetoniert. Ich bin entsetzt, dass so etwas möglich ist.



Über einen Wiesenweg geht es stetig leicht bergauf.  Die Sonne steht schon hoch am Himmel, es ist etwas diesig und die Bergrücken falten sich wie Scherenschnitte vor unseren Augen auf. Es ist magisch.

So kommen wir nach Saint- Christophe. Die Kirche ist verschlossen. Daneben steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ortes.


Die im Führer angekündigte Bar finden wir nicht und so fällt das Frühstück aus. Trotzdem haben wir gute Laune und freuen uns, dass wir die Fettverbrennung ankurbeln. Wasser gibt es überall genug. Das ist wunderbar, denn bei der Hitze müssen wir viel trinken, tragen aber immer nur 1 Liter mit uns herum.

Wir laufen über Trockenmauern durch Weingärten stetig bergan und genießen die Blicke nach allen Seiten. Bald führt der Weg wieder an einer Ru entlang. Durch das Wasser und den Schatten der Bäume ist die Sonne gut auszuhalten. 


Ein Paar mit Hund spricht uns an und so plaudern wir ein wenig, bevor wir wieder unser Schritttempo erhöhen. In der Ferne sehen wir schon das Castello di Quart. Dahin müssen wir. Kaum sind wir da, sehen wir, dass es eine riesige Baustelle ist. Der Pilgerweg ist hier gesperrt und eine Umleitung führt uns extrem steil einen Hang hinauf. Wir sehen ein Loch im Zaun und überlegen kurz, ob wir das Verbot ignorieren. Holger will nicht mit dem Rucksack durchkrabbeln und so wird die heutige Etappe wesentlich länger als geplant. Doch das wissen wir in dem Moment  noch nicht. 



Der Weg schraubt sich immer höher und wir haben einen phantastischen Blick auf das Castello und zurück nach Aosta. Oben geht es dann, wie kann es anders sein, wieder bergab und natürlich in Richtung Castello. Als wir unten die Schilder lesen, wird uns klar, dass die Umleitung nicht nur zusätzliche Höhenmeter, sondern auch noch 45 Minuten mehr Wanderzeit gebracht hat.

Dann ist auch noch der Weg schlecht ausgeschildert und bald merken wir, dass wir den falschen Abzweig genommen haben. Das darf doch nicht wahr sein! Ein Blick auf die Karte zeigt, wir müssen zurück. Ich sehe eine "Abkürzung" und wir probieren es. So kommen wir durch anderer Leute Gemüsegarten von hinten auf private Grundstücke und verlassen diese durch deren Einfahrt. Frech aber kürzer.

So erreichen wir nach 18km die Kirche von Nus, welche wir kurz anschauen. 


Wir laufen in den Ort und im ersten Restaurant werden wir abgewiesen, da wir nicht reserviert haben. In den beiden Bars gibt es nichts zu essen. Vor einer sitzen die Holländerinnen und wir schwatzen kurz. Doch der Hunger lässt uns weiter suchen. Am Ortsausgang finden wir eine Pizzeria. Zum Glück! Wir gönnen uns jeder eine Pizza und teilen ein Tiramisu. 

Nun sind wir vollgefuttert und etwas träge! Doch es nützt nichts. Vor uns liegen noch etliche Kilometer und natürlich geht es erst einmal wieder bergauf.

Inzwischen sind die angekündigten 32°C sicher erreicht und wir tauchen unseren Kopf in jedes Wasserbecken, die Kopfbedeckung ebenso, trinken Wasser wie die Kamele und entgehen so dem Sonnenstich. 


Ab und an weht uns ein lauer Wind entgegen und so läuft es sich wunderbar, trotz Hitze. Die nächsten Berge zeigen sich in der Ferne. Wir sehen Burgen, unter uns einen größeren Fluss, die Autobahn...doch wir laufen auf kleinen Strassen durch kleine Ortschaften und immer wieder durch Weingärten.

In Chambave ist die Kirche San Lorenzo verschlossen.


Doch Wasser gibt es auch hier. Durch das viele Trinken rumort es in meinem Bauch, sodass ich mir im Laden Bananen zum stopfen kaufe. Holger trinkt ein Bier und dann geht es an die letzten Kilometer. Natürlich wieder bergauf.



Am Ende dann schön bergab hinunter nach Châttillon. 



Im Laden kaufen wir uns was zu essen( ich Salzletten und Cola, um meinen Bauch zu beruhigen) und gehen zu den Franziskanern, wo heute unser Bett in der Pilgerherberge steht.


Marco, ein junger Italiener, ist schon da. Alles ist einfach, aber praktisch. Der Bruder heißt uns willkommen. Später sieht er, dass ich Wäsche wasche und gibt uns einen Schlüssel zum Innenhof, damit wir die Wäsche dort aufhängen können. Perfekt. 


Die Dusche ist heiß und die Routine beginnt. Holger mosert ein bissel, weil er nicht gern mit anderen Leuten in einem Zimmer schläft, aber da muss er durch. Im Vorfeld hatten wir nix bei booking gefunden und abgesprochen, es bei den Franziskanern zu versuchen. Das wird er heute überstehen und den Rest sehen wir weiter.

Der Prior kommt auch noch vorbei auf einen Schwatz und dann ist Ruhe. Marco geht früh schlafen, da er morgen 40km laufen will. So sitzen wir auf der Bank vor der Kirche und essen unser Abendbrot.

Heute zeigt die App 34,4 km mit zig Höhenmetern und das bei 32°C!!! Das sind " bei 32 über 30😃 

Geplant waren 26km, aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel! Der Weg war phantastisch und ich bin froh, dass es Holger genauso sieht. Zwischendurch haben wir viel " geblödelt": Andere machen richtig Urlaub am Meer und wir....latschen. Jetzt am Pool liegen.... Unser Bergflow hat uns durch den Tag getragen. Alles ist genauso wie wir es uns vorgestellt haben. Pizza voll lecker, Kaffee preiswert und das Wetter viel besser als gedacht! Morgen geht es weiter! 





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