Wer hätte gedacht, dass bei fünf Personen in einem Zimmer sich gleich drei Schnarcher zusammen finden? Dass nenne ich schon Glück. Mein Versuch mich mit Musik ins Traumland zu bringen, scheiterte, da ich feststellen musste, dass die Kopfhörer, die ich eingepackt habe, gar nicht an mein Handy passen. Aber irgendwann habe ich doch phasenweise geschlafen.
Das Frühstück wurde von den Freiwilligen gut vorbereitet und war typisch italienisch. Wir verabschieden uns und stecken die Donnativo in die Dose. Ein neuer Tag wartet auf uns.
Wir starten schon relativ zeitig in noch feuchten Schuhen und laufen zuerst zur Kathedrale Saint Eusebius. Diese ist recht beeindruckend.
Danach schauen wir uns die Basilika Andrea an, welche auch einen wunderschönen Kreuzgang hat.
Zuletzt laufen wir zur Kirche San Bernado, die wunderschöne Ausmalungen hat. Allerdings ist gerade das Rosenkranzgebet und so gehen wir, um nicht zu stören.
Gegenüber wurde eine Kirche zu Ausstellungsräumen umgewidmet. Vercelli hat noch mehrere Kirchen und überall wird gebaut, wurde gebaut oder soll gebaut werden. Dazu noch jede Menge Palazzi, an denen QR- Codes angebracht sind, damit die Geschichte bewahrt bleibt und für jeden zugänglich ist.
Meine Augen bleiben an den Auslagen einer Konditorei kleben. Doch dieses filigrane Gebäck passt nicht in mein Gepäck 🥲.
Doch dann wollen wir weiter und laufen aus der Stadt hinaus. Die Sonne meint es wieder gut mit uns und so trocknen die Schuhe bald.
Der Weg geht, kaum sind wir aus der Stadt, wie sollte es anders sein, durch Reisfelder. Hin und wieder steht auch einmal Mais recht hoch, aber der Reis überwiegt. Wir laufen auf einem Damm, zwischen Kanälen und Reisfeldern 6 km gerade aus. Da braucht es keine Konzentration auf den Weg, sondern genug Langmut, um die brennende Sonne, den laufenden Schweiß und die Moskitos auszublenden. Es hüpfen heute große Heuschrecken vor unseren Füßen hin und her, Libellen surren in der Luft und kleine, langhaarige Raupen tummeln sich am Boden und an einem Geländer. Bienenkästen stehen in den Feldern und wir staunen darüber, denn uns ist nicht klar, dass es " Reisrispen- Honig" gibt. Aber der Imker wird wissen, was er tut.
Dann queren wir eine nicht sehr vertrauenserweckende Brücke und kommen nach Palestro.
Es ist Mittagszeit und wir erreichen den Supermarkt noch kurz vor der Fiesta. Wir kaufen für ein Picknick ein. Am Wasserautomaten tanken wir für 15 Cent drei Liter frisches, geprüftes, kaltes Frizzante- Wasser in unsere Trinkflaschen. Verrückt!
An einem großen Turm ist ein Garten und ein Pilgerstempelschild. Ich frage, ob wir im Garten eine Pause machen dürfen. Ja, natürlich. Auch einen Stempel bekommen wir hier. Es ist ein B&B, dass auch ein Pilgerzimmer anbietet. So sitzen wir unter einer schattigen Pergola und picknicken. Das Thermometer an der Apotheke zeigte 27°C. Kein Wunder, dass das Wasser nur so fließt.
Weiter geht es durch die Felder. Nun wird es abenteuerlich, denn der Weg ist nur ein Pfad und völlig verkrautet. Mit den Stöcken halten wir uns den Weg frei, um nicht im hüfthohen, aussamenden Unkraut zu versinken. Holger merkt an, dass es doch möglich sein müsste, wenn hier jedes Jahr tausende Pilger lang gehen und Geld in die Kommunen bringen, der Weg doch etwas gepflegt werden könnte. Das sei doch nicht zuviel verlangt! Wahrscheinlich nicht, aber es hat sich hier wohl kein Wegpate gefunden. Nun müssen wir, wie alle anderen auch, einfach durch. Dafür wurde mit Mücken nicht gespart, die piesacken uns ohne Ende, sobald wir stehen bleiben. In den schattigen Passagen wachsen hübsche, kleine, blaue Blumen.
Wir queren einen abenteuerlichen Mauersteg und kommen dann endlich wieder auf einen Ackerweg, der uns nach Robbio bringt.
Wir gehen zu dem Agritourismo, den wir für heute gebucht haben. Er ist etwas einfach eingerichtet und frische Wandfarbe würde es freundlicher machen, aber die Dusche ist heiß ( mir wichtig) und wir sind allein ( Holger wichtig). Danach verarzte ich meine Blasen und entdecke eine neue Druckstelle, die ich sicherheitshalber tape.
Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich das Niveau der Unterkunft bei einem Preis von 60-70€ ist. Bisher war das Schwimmbad in der Kategorie das Beste! Wir duschen und legen die Füße hoch. Obwohl die Etappe nicht übermäßig lang war, schmerzt Holger das Schienbein und mir brennen die Zehensohlen. Ich vermute, dass es von den feuchten Schuhen kommt.
Wifi ist auch nicht, da uns die Wirtin ein falsches Passwort gibt. Sie ist etwas unzugänglich und so nerven wir sie nicht.
Nach einer Ruhepause gehen wir in den nahe gelegenen Supermarkt und kaufen uns etwas zu Essen ein. Brot, Käse, Trauben, Melone, Nektarinen, Wein, Tiramisu und Kichererbsenbällchen landen in unserem Einkaufskorb. Unsere Wirtin gibt uns auf unserer Bitte nach Geschirr Wegwerfgeschirr. Schade, auf Porzellan wäre es schöner gewesen, aber scheinbar will sie ihre Küche schonen. Dabei gibt es hier mehrere Gasträume für gefühlt 50 Leute. Da müsste doch Geschirr vorhanden sein. Wir lassen es uns trotzdem schmecken und gehen früh schlafen.
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