In himmlischer Ruhe schlafen wir bis uns die Kirchenglocken eine liebliche Melodie läuten. Langsam packen wir. Heute haben wir sogar ein Frühstück. Typisch italienisch: süße Kuchen verschiedenster Art, Brot, Butter, Joghurt und Kaffee. Wir genießen diesen süßen Moment und starten gut gestärkt in den sonnigen Morgen.
Auf dem Hof unserer Unterkunft steht ein ganz kleines E- Auto. Wir erfahren, dass der Sohn damit zur Schule fährt. Dies darf er mit dem Mopedschein ab 14 Jahre. Ich bin ehrlich, die Plastikkarosse sieht für mich wie ein Spielzeugauto aus und ich würde dem nicht trauen.
Aus dem Ort geht es bergaufwärts, auf Graswegen durch Weingärten nach Settimo Vittone und dann einen schmalen, steinigen Pfad durch eine verlassene Burgruine in Richtung San Germone in den Wald hinein. Hier umgibt uns wohltuender Schatten.
Gestern haben wir am Ende der Etappe das Aostatal verlassen und laufen nun durch das Piemont. Wir kommen jetzt immer wieder an kleinen, ausgetrockneten Flüssläufen vorbei. Wie schnell sich das Bild ändert.
In der Ferne sehen wir das Castello Monestrutto und im Laufe der nächsten Zeit umrunden wir dieses. Über eine kleine Brücke geht es in einen Weinberg und später etwas bergauf nach Monestrutto.
An einem Wandbild im Ort ist ein Fotopoint, wo Pilger ihre Bilder bei Facebook und Co hochladen. Wir machen ebenfalls Bilder, doch laden wir Sie nur hier hoch.
An einem Trinkbrunnen ist ein Gitter angebracht und als wir reinschauen, tummeln sich darin Goldfische.
Weiter geht es über Wiesen nach San Germano. Hier verrottet eine alte Fabrik aus dem Jahre 1912 und ein hübscher, alter Brunnen lädt zur Erfrischung ein.
Der Ort sieht ziemlich trostlos aus, doch kaum sind wir um die Ecke, entdecken wir einen großen, jetzt noch geschlossenen Biergarten.
Die nächste Wasserstelle lockt mit einem Bild. Ich kann es nicht lassen und lasse die Dame duschen.
Nun geht es auf flachen, sonnigen Feldwegen entlang nach Borgofranco d' Ivrea. Ich bewundere die Kirche und Holger holt sich eine kalte Cola im Alimentari.
Auf einer schönen Wiese mit einem großen Walnussbaum setzen wir uns in dessen Schatten für eine Pause. Wir verzehren die Reste unseres gestrigen Picknicks und blicken zurück in die Berge.
An einem Kreisverkehr steht ein Pilger und Holger stellt sich dazu.
Nun führt uns der Weg bergauf zum Lago Pistone. Wir verlassen uns auf die Ausschilderung und laufen unterhalb des Castello di Montalto, welches uns wie aus dem Märchenbuch erscheint.
In einem Garten steht eine Atlaszeder, die geschätzte 160- 170 Jahre alt ist, einen Umfang von 6,65 m und eine Höhe von 27 m hat. Gigantisch schön.
Am See ist ein nettes Restaurant " La Monella", wo wir die nächste Pause genießen. Dort stellen wir fest, dass wir hier laut unserem Führer hier gar nicht entlang gekommen wären. Zum Glück war die Ausschilderung anders.
Die Türen fand ich hübsch und deshalb mussten sie fotografiert werden.
Nun geht es mit flotten Schritten nach Ivrea. Am Ortseingang stehen ein paar sehr schöne Villen. An eine wurde sogar ein recht großer Fahrstuhl angebaut.
Wir werden in die Stadt über eine Festung und eine Aussichtsplattform zum Dom geleitet. Den Dom besichtigen wir erst einmal in Ruhe.


Die Fresken sind wunderschön.
Dann geht es auf die Suche nach der Touri- Info. Dort soll es den Stempel geben und sie müsste 15 Uhr wieder öffnen. Aber Pustekuchen! Es ist geschlossen. Der Weg durch die Stadt lässt uns sehen, dass sie schon bessere Zeiten hatte. An einem Platz sehen wir die geschlossene Pilgerinfo, aber an einem Pult ist der Stempel hinterlegt. Bravo!
Wir müssen noch weiter und passen auf, den richtigen Weg zu finden. Im Führer steht, dass eine Route von 32 km durch die Pampa führt. Das wollen wir vermeiden.
Es geht am Lago Campagna, einem lauschigen Plätzchen, durch einen Wald steil nach oben. Waden dehnen ist hier inklusive. Der Weg führt nach Burolo. Aber eigentlich müssen wir nach Bollengo. Also nehmen wir eine Abkürzung, die im ersten Teil funktioniert. Doch dann stehen wir wieder auf einer Wiese und einem Maisfeld hinter privaten Grundstücken und kommen nicht durch. Also kämpfen wir uns erst durch die Wiese und werden restlos staubig. Am Maisfeld entlang finden wir dann den Weg zur richtigen Strasse. Nun geht es mit der letzten Anstrengung nach Bollengo. Wir sind ziemlich k.o., denn hinter uns liegen wieder über 25 km bei 30°C. Unser B&B Novecento steht an der Via del Monte. Der Name lässt es erraten, es liegt hoch über dem Ort und wir kämpfen uns die letzten Höhenmeter nach oben.
Schnaufend kommen wir an und es empfängt uns der Hausherr in einer riesigen, alten Villa. Sie ist wunderschön im englischen Landhausstil eingerichtet und der Ausblick ist genial. Ein Pool lockt zum Bad, aber erst müssen wir unter die Dusche. Überall kleben die Reste unserer Wiesentour und die Füße sind mehr schwarz als braun.
Doch dann geht es ins Vergnügen. Das haben wir uns verdient!
Nach dem Bade müssen wir noch einmal runter vom Berg zum Essen gehen. Ich habe keine Lust und würde lieber die Füße hochlegen. Aber was tue ich nicht alles für meinen Lieblingsmenschen. Ich ziehe mein Ausgeh-outfit an, mit schicken orangen Birkenstockbadelatschen und latsche mit runter. Der Sonnenuntergang ist bezaubernd. In einem kleinen Restaurant werden wir für die Anstrengung des Tages mit leckerer Pizza belohnt.
Ein Dolci muss natürlich auch sein. Es schmeckte himmlisch.
Hinter uns liegt der 8. Tag auf der Via Francigena und wir sind im Fluss. Jeder läuft seinen Stiefel und die Unterhaltungen werden weniger, dafür die Gedanken freier. Unterwegs begegnen wir hin und wieder anderen Pilgern, aber fast immer sind wir allein unterwegs, was das Pilgern so reizvoll macht.
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